Der Mercedes-Benz W 124 (und die Typen S 124, C 124, A 124, F 124, V 124 und VF 124; zusammengefasst Baureihe 124) ist eine Baureihe der oberen Mittelklasse von Daimler-Benz, die von Spätherbst 1984 bis Mitte 1997 (in Indien bis 1998) gebaut wurde.
Von Daimler-Benz wurde sie zunächst „mittlere Baureihe“ genannt. Mit der zweiten Modellpflege Mitte 1993 wurde im Zuge der Änderung der Nomenklatur der Mercedes-Personenkraftwagen für den W 124 die Modellbezeichnung E-Klasse eingeführt. Die Nachfolgereihe 210 wurde im Mai 1995 vorgestellt.
Im September 1989 zeigte Mercedes-Benz auf der Frankfurter IAA im Rahmen der ersten Modellpflege, im „Argot“ der Mercedes-Verkaufsorganisation „MOPF 1“ genannt, ein überarbeitetes Modellprogramm der mittleren Klasse.
Im Vordergrund der Überarbeitung standen die stilistische Modifikationen der Karosserie und die Neugestaltung des Innenraums. Auffälligstes Erkennungsmerkmal der modellgepflegten Typen waren die seitlichen Flankenschutz-Leisten mit integrierten Längsschweller-Verkleidungen, die in ähnlicher Form zweieinhalb Jahre zuvor schon die Coupé-Modelle erhalten hatten. An ihrer Oberkante waren nun schmale Zierleisten aus poliertem rostfreiem Stahl angebracht, die sich auf der Oberseite von Bug- und Heckschürze fortsetzten und den vielfach vermissten Chromglanz nach langer Enthaltsamkeit in dezenter Form zurückbrachten. Dazu kamen verchromte Zierstäbe an den Türgriffen und geänderte Radzierblenden, bei denen der Mercedes-Stern und ein schmaler Zierring am Umfang ebenfalls verchromt war. Eine weitere Neuerung waren die in Wagenfarbe lackierten Außenspiegelgehäuse. Zum weiteren Ausstattungsumfang gehörten außer straffer abgestimmten Federn und Stoßdämpfern eine modifizierte Innenausstattung mit Lederlenkrad und -schalthebel sowie vorn und hinten verbesserten Einzelsitzen mit zahlreichen Detailverbesserungen. Außerdem wurden die Türverkleidungen mit Holzeinfassungen versehen.
Für alle Typen der Baureihe 124 mit Ausnahme der 4MATIC-Varianten standen von September an das bereits von den Kompaktklasse-Modellen bekannte Sportline-Paket als Sonderausstattung zur Verfügung. Äußere Merkmale waren das Sportfahrwerk mit Breitreifen der Dimension 205/60 R 15 auf Leichtmetall- oder Stahlfelgen 7 J × 15 und eine deutlich tiefergelegte Karosserie.
Das überarbeitete Typenprogramm der Baureihe 124 bot auch fünf neue Modelle. So gab es für Limousine, Coupé und T-Modell nun einen Dreiliter-Sechszylindermotor mit Vierventiltechnik. Das Aggregat stammte aus dem Sportwagen 300 SL-24. Bei den Typen 300 E-24, 300 CE-24 und 300 TE-24 konnte aufgrund der abweichenden Einbauverhältnisse aber nicht der gleiche Katalysator-Querschnitt wie im SL verwendet werden. Deshalb fiel die Nennleistung von 162 kW (220 PS) um 8,1 kW (11 PS) niedriger aus als im Sportwagen (170 kW/231 PS).
Als vierte Karosserievariante der mittleren Klasse stellte Mercedes auf der IAA eine Limousine mit verlängertem Radstand vor. Die Serienproduktion dieser Langlimousinen begann im Mai 1990.
Sie trug die Bezeichnung V 124. Damit gab es nach vierjähriger Unterbrechung wieder eine Langversion im Verkaufsprogramm. Entwickelt wurde der lange Aufbau in enger Zusammenarbeit mit der Firma Binz in Lorch, die dann auch in der Serienfertigung die Rohbauarbeiten durchführte. Der Radstand wuchs um 80 Zentimeter auf 3,60 Meter, auch die Gesamtlänge legte um das gleiche Maß zu. Im Gegensatz zu ihren Vorgängermodellen präsentierten sich die Typen 250 D lang und 260 E lang mit sechs Türen und einer vollwertigen mittleren Sitzbank, die hinsichtlich Sitztiefe und Lehnenhöhe der Fondsitzreihe nahezu gleichkam. 1992 wurde der 260 E lang durch den 280 E lang ersetzt.
Auch sogenannte „Stretcher“ wie Boonacker (NL) oder Haarlem b.V. (NL) boten den W124 mit auf 3,86 m (statt 2,80 m) verlängertem Radstand bis 1996 an. Dabei wurde die mittlere Türe um denselben Betrag breiter, was etwas mehr Ästhetik im Design und Komfort in der mittleren Sitzreihe bot, als im Original. Ungewöhnliche Motorvarianten wie der 200D oder der 300 TD fanden hier Einzug.
Vermutlich im Laufe des Jahres 1992, also vor der eigentlichen MOPF2, geschah in den Werken Sindelfingen und Bremen die Umstellung auf wasserbasierte Lacke. Begünstigt durch anfänglich zu lange Reinigungszyklen kam es in den Lackbädern zu einer Verkeimung mit anaeroben Bakterien. Die mit verkeimten Lacken korrosionsgeschützten Karosserien erwiesen sich in den Folgejahren als stärker rostgefährdet. Fahrzeuge, die kurz nach einer Reinigung des Lackbades behandelt wurden (also vor der Neuverkeimung) wiesen hingegen eine gute Lackqualität auf.
Ausstattungslinien (Classic, Elegance, Avantgarde), wie sie in dieser Klasse erstmals mit dem 124-Nachfolger E-Klasse (Baureihe 210) eingeführt wurden und die vormals einzeln erhältliche Sonderausstattungen zu Paketen bündelten, gab es beim 124 noch nicht. Sämtliche Extras mussten einzeln geordert werden. Es standen schon damals zahlreiche Optionen in der Preisliste, darunter elektrische Sitzverstellung mit und ohne Memory, elektrische Fensterheber oder auch auf dem deutschen Markt selten georderte Extras wie z. B. Reiserechner, Klimaautomatik oder Standheizung. Erst mit dem Modelljahr 1990 wurde optional das Ausstattungspaket Sportline angeboten, das ein Sportfahrwerk mit verbreiterten Spur und um etwa 20 mm tiefergelegter Karosserie, eine direktere Lenkübersetzung, 8-Loch Leichtmetallräder und Sportsitze mit Karobezugsstoff enthielt.
Im Innenraum hatte man bei den Serienmodellen die Wahl zwischen diversen Polsterfarben und -mustern sowie verschiedenen (Teil-)Lederausstattungen. Bei den Holzapplikationen, welche ab 1989 (MOPF 1) nicht nur an der Mittelkonsole angebracht, sondern auch auf einen Streifen am Armaturenbrett und in den Türen ausgeweitet wurden, gab es Zebranoholz oder Wurzelholz (gegen Aufpreis). Für die Topmodelle (Achtzylinder bzw. AMG) sowie für das Cabrio in der Final Edition waren als Sonderwunsch Holzausstattungen in Vogelaugenahorn erhältlich. Die in die USA und nach Japan exportierten Cabrios hatten ab Werk die meisten der in Europa aufpreispflichtigen Sonderausstattungen wie Automatikgetriebe, Klimaautomatik, Leder und Tempomat.
Bei den „normalen“ Modellen (nicht Achtzylinder und AMG-Varianten) ist vom Anfang zum Ende der Bauzeit eine deutliche Zunahme der durchschnittlichen Ausstattung zu verzeichnen. So hatten die ersten Fahrzeuge oft keine Klimaanlage oder elektrische Fensterheber, in der letzten Serie hingegen sind solch „karg“ ausgestatteten Exemplare selten zu finden.
Mitte 1995 wurde in Deutschland die Fertigung der Limousine zugunsten des Nachfolgemodells W 210 eingestellt. Die Modelle E 220 und E 250 Diesel wurden jedoch ab 1995 im indischen Pune weiter gebaut. Die Produktion dort wurde 1998 nach 2465 Exemplaren eingestellt und ebenfalls auf das Nachfolgemodell der Baureihe 210 umgestellt.
Das T-Modell wurde noch in Bremen bis Juni 1996, die Coupés bis Ende 1996 und die Cabrios bei Karmann bis Juni 1997 produziert. Cabriolets und Coupés wurden fortan nicht mehr auf Basis der E-Klasse gebaut, sondern durch die Modelle der CLK-Klasse ersetzt, die auf der C-Klasse basieren.