Der Austin Maestro und die davon abgeleitete sportliche Version MG Maestro sind fünftürige Kombilimousinen der britischen Austin Rover Group. Sie sind im Segment der Kompaktklasse angesiedelt. In ihrem Heimatland wurden sie in Anspielung auf das entsprechende VW-Modell als „britischer Golf“ beworben. Die Produktion in Großbritannien dauerte von Anfang 1983 bis Ende 1994. Danach gab es noch Lizenzfertigungen in Bulgarien und China. Auf dem Maestro basiert die 1984 vorgestellte Stufenhecklimousine Montego.
Der Maestro wurde von British Leyland unter dem werksinternen Code LC10 entwickelt; später wurde der Code in LM10 geändert. Der LC10/LM10 sollte sowohl den Austin Allegro als auch den geringfügig größeren Maxi ersetzen; eine davon abgeleitete Stufenheckversion (LM11) war als Nachfolger des Marina bzw. Ital vorgesehen. Erste Planungen für den LC10 gehen auf das Jahr 1975 zurück; angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten im Leyland-Konzern gab es zunächst aber nur geringe Fortschritte. Erst 1978 war die Finanzierung der Entwicklung gesichert. Die britische Regierung unterstützte die Entwicklung mit erheblichen Subventionen.
Entwicklungsleiter war Spen King. Er entschied sich früh für ein möglichst simples technisches Layout. In einem Interview erklärte er rückwirkend: „Wir hatten keinen Grund, etwas unnötig Kompliziertes zu bauen.“ Damit grenzte er den LC10 auch von den ebenso aufwändigen wie anfälligen Leyland-Modellen früherer Generationen ab, die unter der Leitung von Alec Issigonis entstanden waren.[2] Obwohl die britischen Kunden traditionell Fahrzeuge mit Stufenheck bevorzugten, konzentrierte sich die Entwicklung zunächst auf das Schrägheckmodell, weil Leyland bzw. Austin Rover auch den europäischen Exportmarkt im Blick hatten und erwarteten, dort eher die fünftürige Version absetzen zu können. Die Entwicklung des Autos war von betriebsinternen Spannungen, aber auch von politischen Notwendigkeiten geprägt. Insbesondere das Karosseriedesign war Gegenstand von Kontroversen.
Der Maestro wurde im März 1983 als fünftürige Schräghecklimousine auf dem britischen Markt eingeführt. Nach und nach wurde daraus eine ganze Modellfamilie. Im Herbst 1983 kam der sportliche MG Maestro (Herbst 1983), später das Stufenheckmodell Montego (Frühjahr 1984) und dessen Kombiversion (Herbst 1984) sowie schließlich der Delivery Van (1985) hinzu.
British Leyland bzw. Austin Rover setzte große Hoffnungen in den Maestro. Die Presse erwartete einen Marktanteil von 25 Prozent in Großbritannien. Derart hohe Verkaufszahlen wurden für notwendig gehalten, um das wirtschaftliche Überleben des Herstellers zu sichern. Tatsächlich blieb die Produktion deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nur einmal konnte eine (knapp) sechsstellige Jahresproduktion erreicht werden.
Als Austin Rover 1989 die zweite Serie des Rover 200, die auf dem Honda Concerto basierte, auf den Markt brachte, änderte sich die Positionierung des annähernd gleich großen Maestro. Er wurde zum Basismodell herabgestuft, dessen Verkaufspreis deutlich unter dem des Rover lag. In dieser Nische hielt sich das Auto bis 1994 auf dem britischen Markt. Ende 1994 wurde die Produktion der Modelle Maestro und Montego in England eingestellt, nachdem Austin Rover zuvor von BMW übernommen worden war. Die im Herbst 1995 eingeführte dritte Generation des Rover 200 (Typ RF) kann als indirekter Nachfolger des Modells angesehen werden.